Element Wind in der TCM – Das Feinstoffliche
Aus der Reihe: Einheimische Heilkräuter und die Kraft der Traditionellen Chinesischen Medizin
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) hat bis heute das Wissen um die vielschichtigen Vorgänge bewahrt, die bei der Gesunderhaltung unseres Körpers und unseres Geistes relevant sind. Anders als die monokausalistische und symptomorientierte Sichtweise der modernen abendländischen Heilkunde betrachtet sie Gesundheit als ein Fließgleichgewicht der kosmischen Komponenten, aus denen alles Leben gemacht ist: Luft, Feuer, Erde, Metall und Wasser.
Das macht sie überlegen gegenüber Ansätzen, die ein Symptom lediglich beseitigen – und dabei an unzähligen anderen Stellen neue Ungleichgewichte erschaffen.
Denn bereits bei der Diagnose wird nicht nach einem einfachen „auf A folgt B“-Zusammenhang (monokausalistisch) gesucht – etwa: Ein Mangel an Thyroxin bewirkt eine Schilddrüsenunterfunktion, was zu unerwünschtem Übergewicht führt. In der TCM wird stattdessen der IST-Zustand eines Menschen als Ganzes erfaßt – also etwa nicht nur das Übergewicht, sondern auch die gerötete Haut, der verlangsamte Puls, die träge Darmtätigkeit, die Antriebslosigkeit bei gleichzeitiger Neigung zu Angstzuständen in Betracht gezogen. Und erst hieraus läßt sich eine angemessene Antwort auf die Verfassung des Menschen finden, die so viel mehr ist als „das Übergewicht soll weg“.
Ich befasse mich nun seit 30 Jahren mit der TCM und der ihr zugrundeliegenden Elemetenlehre. Die TCM hat eine ganz eigene Abteilung der Kräuterheilkunde – doch leider handelt es sich bei diesen Kräutern größtenteils um Pflanzen, die bei uns nicht heimisch sind und von daher mit unseren zentraleuropäischen Energiemustern oft nicht gut kompatibel sind. Natürlich macht es einen Unterschied, ob ich eine Pflanze, die unter gleichen Bedingungen lebt und wächst, wie ich selbst, einsetze – oder eine Pflanze verwende, die mit einem ganz anderen Klima, unter völlig abweichenden Boden-, Wasser- und Magnetfeldbedingungen „programmiert“ ist. Zudem sind die langen Transportwege und die schwer kontrollierbaren Schadstoffbelastungen von Heilkräutern aus Zentralasien ein ernst zu nehmender Faktor.
So lag es nahe, nach Heilkräutern unserer heimischen Flora Ausschau zu halten, die im Sinne der ganzheitlichen Betrachtung geeignet sind, unser Wohlergehen zu fördern oder wiederherzustellen.
Nach drei Jahrzehnten habe ich diese europäischen Heilkräuter identifiziert und in ihrem Wirkspektrum hinreichend untersucht. In der fünfteiligen Reihe, mit der ich heute beginne, skizziere ich den Zusammenhang zwischen den fünf Grundenergien der TCM, bestimmten einheimischen Heilkräutern und menschlichen Verfasstheiten.
Dem natürlichen Zyklus entsprechend beginne ich diese Reihe mit dem Äther- oder auch Holzelement.
Die kosmische Grundenergie des Äthers
In der ewigen, natürlichen Verwandlung von Yin zu Yang und wieder zu Yin ist die Äther- oder auch Holzenergie die Phase, in der das Körperliche, Solide und Eigendynamische ganz aufgehoben und in das Geistig, Feinstoffliche überführt wird.
Klassisch werden Bilder wie der Baum, der Sproß (Holz), Wind und eben Äther und feinstoffliche Phänomene in der Natur zur Veranschaulichung dieser Grundenergie verwendet.
Der Energiestrom ist vertikal nach oben gerichtet – und wohlgemerkt: gerichtet – die Aufhebung von Schwere, Grenzen und Stagnation ist, was diese Energie bewirkt.
Die Ätherphase folgt auf die strukturlose, ungerichtete Fließbewegung der Wasserphase, gewinnt an Ausrichtung und hebt die Form vollständig auf. Durch den Zugewinn an Richtung verstärkt sich die Dynamik – das nach-oben-Strömen – bis sie endlich eine so starke Bewegung aufbaut, daß sie in der extremen und allgerichteten Transformation der Feuerphase mündet.
Mit dem Äther- oder Holzelement sind in der TCM der Frühling als Jahreszeit, die Farbe grün, die Numerologie der Zahlen 3 und 4 sowie die Geschmacksrichtung „sauer“ assoziiert. Der frühe Morgen, die geistige Aktivität.
Äther- und Holzqualitäten im menschlichen System
In der TCM sind insbesondere Leber und Gallenblase mit dieser Energiephase verbunden. Organe also, die für Reinigung, Lösung und Klärung verantwortlich sind. Der Gelbe Kaiser (genauer: das Huángdì Nèijīng – Standardwerk der TCM) spricht hier von der „Körperseele“, die den elementaren Selbsterhaltungstrieb verwaltet.
Ist dieser Energiefluß nicht im Gleichgewicht, kommt es zur Kumulation von Schad- und Fremdstoffen, kann Aufgenommenes (materielle und immaterielle Nahrung) nicht verarbeitet und assimiliert werden.
Auch der gesamte dynamische Apparat – Sehnen und Muskeln – sowie das Blut und die Sehkraft repräsentieren diese Energiephase. Psychisch zeigt sich ein Ungleichgewicht der Ätherenergie in Groll und Wut, die plötzlich und gerichtet hervorbrechen.
Die Antwort auf solche Störungsmuster heißt: Gerichtete Expansion.
Ein System, in dem Reinigung, Lösung und Klärung nicht natürlich stattfinden können, braucht Lockerung, Kühlung und Ausrichtung (Ventil)
Heilpflanzen mit einer ausgeprägten Äther-/Holzqualität
Nach meinen Beobachtungen tragen die ätherischen Lippenblütler (Lamiaceen) sämtlich und vorrangig diese expansive Energiequalität des Äther- oder Holzelements.
Ganz besonders die Minzen in ihrer mannigfachen Variation (mehr als 300 Arten !) übermitteln das Raumgreifende, Durchdringende, Reinigende, was diese Energiephase charakterisiert. (Zu dieser Familie habe ich sehr ausführliche Pflanzenprofile geschrieben: https://www.wild-natural-spirit.org/wasserminze/ ).
Ich persönlich arbeite mit drei Minzesorten: Der „handfesten“, besonders in der keltischen Kultur geehrten Wasserminze (mentha aquatica), die einen außerordentlich ausgeprägten Corpus und somit eine deutlich wahrnehmbare Erd-Himmels-Achse mit sich bringt. Zudem die differenziertere, stark stimulierende klassische Pfefferminze (mentha piperita), die ich gerne bei punktuellen Verhärtungen und Stagnationen einsetze. Und dann das ganz besonders geartete Kräutlein Krauseminze (mentha crispa spicata) bei Menschen, die empfindlich auf Menthol reagieren. Krausminze ist die einzige Minzeart, die kein Menthol, dafür aber ausgeprägt Carvon enthält. Sie kommt bei den Fällen zum Einsatz, bei denen die Störung im Ätherelement nicht aus einem Yang- sondern aus einem Yinüberschuß resultiert; begleitende Symptome sind hier oft Blähungen, Zyklusbeschwerden oder yininduzierter Migräne. Aber jetzt sind wir ja schon wieder bei der Symptomorientierung, von der ich gar nicht so viel halte ! Migräne zum Beispiel kann so unendlich viele Grundverfassungen als Ursache haben, daß die Beobachtung „Migräne“ alleine nicht ausreicht, um die richtige Antwort zu finden.
Auch unsere Melisse (melissa officinalis) ist eine vortreffliche Repräsentantin des Ätherelements. Sie ist nicht ganz so „forsch“ (auch eine Holz/Äthereigenschaft) wie die Minzen, berührt das System etwas sanfter und spricht auf der zweiten Ebene auch das zum Holz komplementäre Erdelement an.
Bereits an der Schwelle zum Feuerelement ist der transzendente Ysop und sein Destillat.
In der Anwendung der Äther-Pflanzen auf der Haut sprechen wir Veränderungen an, die sich in Verhärtungen, Rauhheit, Großporigkeit ausdrücken. Hier fehlt der verfeinernde, lockernde und lichtende Impuls des Ätherelements und genau hierfür stelle ich aus Melisse, Ysop und Krauserminze auch die Gesichtspflege aus dem Reindestillat her.
Den Lippenblütlern gemeinsam ist die besondere Form ihrer Blüten, die Blütenkronen erinnern an Ober- und Unterlippe. Das Blattwerk ist meist sehr zart und stark strukturiert, oft gezähnt, die Stengel oft aufrecht, hohl und vierkantig.
In Resonanz mit dem menschlichen System gebracht, erzeugen sie unmittelbar Kühlung, Lockerung und Entspannung – sowohl auf körperlicher wie auch auf mental-emotionaler Ebene.
Die gestaute Energie darf sich ausdehnen, das Verfestigte, Grobstoffliche darf sich heben, leicht werden und in Bewegung kommen.
Das Verwirrte, Verschachtelte darf sich aus- und Aufrichten.
Das ist die Qualität der Ätherenergie.
Ein spezielles Arrangement an Kraut, Destillat und Kosmetischem Pflanzenauszug habe ich in der „TCM Box Ätherelement“ zusammengestellt
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Ich möchte klarstellen, daß meine Betrachtungen KEINE medizinische Beratung ersetzen. Überhaupt sehe ich mich in keinerlei Konkurrenz zur konventionellen Medizin oder Pharmazeutik. Denn mein Umgang mit den Pflanzen und meine Leidenschaft für die TCM sind weit entfernt von Heilversprechen, die ich per se und egal von wem sie kommen, für unlauter halte. Heilung ist nach meiner Auffassung ein Vorgang, der weder von irgendeinem einzelnen Menschen „gemacht“ werden kann, noch ein Ereignis, das sich in der immer gleichen Weise auf jeden Menschen übertragen läßt.
Insofern lade ich dazu ein, die Qualitäten der kosmischen Grundenergien individuell wahrnehmen und einsetzen zu lernen, den Blick auf die eigene Gesundheitsverfassung vom Symptom zu lösen und zu lernen, systemisch und in Fließgleichgewichten zu denken und vor allem das vieldimensionale Wirkspektrum unserer einheimischen Heilkräuter zu erforschen.
Gerne können wir das auch gemeinsam in einem der Seminare auf dem Berg Aditi tun. Hier ist eine Übersicht zu den Angeboten: https://www.wild-natural-spirit.org/seminare-und-praxiswochen/
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