Herbst – Zeit für Klarheit
Wenn die Tage wieder kürzer werden, der Regen das erschöpfte Land erfrischt, die Wind bunte Blätter tanzen lässt, betritt die Natur ein neues Energiefeld: Die Fülle und Buntheit des Sommers wird auf ihren Kern reduziert, das Ausschweifende gesammelt und konzentriert, es wird ruhiger, dichter, klarer.
In der TCM beschreiben wir diese Qualität als „Metallelement“.
Wer auf dem Land lebt, erfährt diese Wandlung ganz sinnlich: Es wird Saft gepresst, Gemüse eingekocht, Wurzeln im Keller eingelagert, Brennholz geschnitten und geschichtet.
Diese Verrichtungen sind sehr hilfreich, um Geist und Körper auf den Winter vorzubereiten. Denn allzu leicht bleiben im Winter nur Kälte, Dunkelheit und Ödnis – wenn eben der Herbst nicht mit allen Sinnen durchlebt wird.
Mit den Spirits haben wir kostbare Begleiter an der Hand, die unsere Haut und unseren Körper an dieser Herbstqualität teilhaben lassen und uns sanft von der einen zur nächsten Phase wandeln lassen.
Den Körper in den Herbst hinein nähren
Bei aller Fülle des Sommers – die fortwährende Aktivität, Hitze und Trockenheit wirken auf unseren Körper, verbrennen Substanz, die in Bewegung umgewandelt wurde. Um unser System im Gleichgewicht zu halten, braucht es nun Befeuchtung, Substanzaufbau und Beruhigung.
Die Destillate von Ringelblume und Fenchel nähren Körper uns Sinne aufs Trefflichste, führen die Energie ins Zentrum, festigen die Mitte und „reparieren“ die Exzesse des Sommers. Wer also sehr aktiv war in der Sommerzeit, viel im Außen, viel im Ausdruck, ist jetzt aufgefordert, die eigene Substanz nun wieder aufzubauen, die Aufmerksamkeit nach Innen zu richten und sich der Selbstfürsorge zu widmen.
Die Ringelblume spricht besonders diejenigen an, die sich explizit geschwächt fühlen oder konkret mit Versehrung zu tun haben. Der Fenchel als die ganz originäre Erdenergie geht in Resonanz mit Menschen, die sich ein bisschen selbst verloren haben und nach Geborgenheit sehnen.
Wenn der Herbst – also das Metallelement – jedoch endlich eintritt, ist es für uns alle wohltuend, die vielen gesammelten Eindrücke und Impulse zu ordnen, auszusortieren und einen Fokus zu bilden.
Körperlich sind hier vor allem unser Verdauungssystem und unsere Atmung angesprochen.
Hier ist der Salbei ein wunderbarer Begleiter: Er festigt und klärt, reinigt und schützt die Bronchien, reguliert die Verdauung und beruhigt den Geist. Das Wesentliche tritt hervor und wird uns deutlich, um es in den Traum des Winters zu nehmen und unter der Erde zur Bewegung für das neue Jahr reifen zu lassen.
Wenn es nicht gelingt, Körper und Geist hinreichend „einzupacken“ und vor den äußeren Einflüssen zu schützen, ist der Sonnenhut ein wichtiger Begleiter: Die kalte Trockenheit, die durch die Atmung in den Körper dringt und dieses typische Kribbeln und Ziehen im Kopf verursacht, das uns frösteln lässt und bei manchen auch einen leichten, stechenden Kopfschmerz im Stirn- und Schläfenbereich auslöst, fordert uns auf, das eigene System zu schließen, die Energie zusammen zu halten und den Austausch zwischen Innen und Außen zu regulieren. Die hierfür nötige Energetik lehrt uns der Sonnenhut. Er ist besonders dann hilfreich, wenn Immunschwäche und ein Mangel an Abgrenzung uns anfällig werden lassen.
Die Haut in den Herbst pflegen
Und auch unsere Haut, besonders die Gesichtshaut, reagiert auf den Wandel der Jahreszeiten: Die Trockenheit des Sommers wird nun zur Sprödigkeit, der plötzliche Temperaturwechsel lässt Rötungen und geplatzte Äderchen erscheinen. Das kosmetische Destillat der Schafgarbe lindert solche Erscheinungen sofort, beruhigt, heilt und glättet die wunde Haut.
Doch besser ist es, die Veränderungen rechtzeitig, im Einklang mit den fließenden Wandlungen in der Natur mitzuvollziehen. Mit der Gesichtspflege des Salbei helfen wir der Haut, sich zu schließen (Porenverfeinerung), zu festigen und für die kalte Jahreszeit auf eine natürliche Weise zu wappnen.
Ist noch die Fülle des Sommers im System und gelingt es dem Körper nicht auf den natürlichen Wegen, sich der überflüssigen Schlacken zu entledigen, zeigt die Haut jetzt in der Übergangszeit Unreinheit, Talgüberschuß und Pusteln. Die wärmende und klärende Kamillengesichtspflege hilft bei der Ausscheidung und Reinigung.
Herbst auch als die späten Vierziger und Fünfziger Jahre
Zuletzt möchte ich noch erwähnen, daß das Metallelement nicht nur im Herbst der Jahreszeiten zum Vorschein kommt, sondern auch im Herbst des Menschenalters. Zwischen 45 und 60 Jahren treten Geist und Körper über eine Schwelle, in der es nicht mehr um die Fülle des Lebens, um das Sammeln von Erfahrungen und Eindrücken geht, sondern vielmehr um das Wählen, um das Präzisieren und Entscheiden. So manche/r sträubt sich gegen diese Reduktion, hält fest am oberflächlichen Sinnensrausch und an der scheinbaren Unerschöpflichkeit des Sommers. Doch auf diese Weise vertun wir die Substanz, verschleudern wir de Essenz, zu der wir inzwischen fähig sind. Unterstützend für diesen Prozess der Konturbildung und persönlichen Definition sind die Begleiter, die ich bereits weiter oben erwähnte. Sie begleiten auch vortrefflich die sogenannten Wechseljahre.
Wenn Du mehr zu der herangehensweise nach den Prinzipien der TCM lernen möchtest und zur Wahl der passenden Begleiter aus dem Pflanzenreich, besuche gerne eines meiner Seminare oder schöpfe aus dem reichen Schatz meines Blogs. In meiner Reihe „Fünf Wandlungsphasen“ hatte ich ausführlich zum Metallelement geschrieben. Vielleicht magst Du auch hier noch einmal reinlesen.
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