Leben für das Land

Permakultur Garten 2

Wie Ihr wisst, habe ich meinen gesamten Lebensentwurf komplett verändert, um mit und für diesen wundervollen Berg in Oberfranken leben zu können. Ich gehe mit Aditi nun ins siebte Jahr – und mit den Gärten ins fünfte.

Es ist auf so vielen Ebenen so viel geschehen in dieser Zeit und durch dieses Land, daß ich ein wenig davon berichten möchte. Denn irgendwie erscheinen mir diese sieben Jahre wie ein Mandala, in dem die Lebensflüsse und auch die kosmischen Gesetze der Resonanz ganz greifbar und deutlich werden.

Viele Jahre vermittelte ich als Coach hunderten von Menschen, daß Erfüllung aus dem SEIN und nicht aus dem HABEN kommt. Es gibt heute so viele Menschen, die vom Landleben träumen, die Selbstversorger sein wollen, die sich nach der Natur sehnen. Meist entspringen diese Träume einem Mangel – und somit dem HABEN. Der Gedanke des Dienens, des DienerSeins, taucht selten auf oder wird massiv unterschätzt. Daher schreibe ich heute mal ein wenig über meinen Weg, mein Einssein mit diesem Land.

Das Land ruft

Ich war eine glückliche Reisende und die erste Begegnung mit Aditi war völlig ungeplant. Und doch rief sie mich über hunderte Kilometer hinweg, heraus aus einem angefüllten, dynamischen Leben, hinein in die Magie dieses Berges. Gut, daß ich seit Jahrzehnten lauschen kann und den klaren Zeichen folge, ohne groß zu fragen. Denn als ich das erste Mal über die Grenze hinein in diesen sehr besonderen Raum mich bewegte, wusste ich eindeutig: Das ist das Land, dem ich dienen werde.

Dabei hatte ich keine Vorstellung davon, wie das aussehen würde und wie es in Einklang mit meinem aktuellen Lebensentwurf zu bringen sei. Doch ich war bereit, zu dienen, war in der Lage, aus eigener Kraft die wirtschaftlichen Bedingungen zu stemmen und wach genug, den eindeutigen Auftrag zu vernehmen.

Da waren keine Wünsche, keine Projektionen oder nebulöse Sehnsüchte. Da war das Land, das mir wie ein Spiegel meines Herzens war, da war ein Raum, den ich sehr differenziert wahrnehmen konnte, und da war Dringlichkeit.

Wildnis in Not

Lange genug hatte ich mich in Dschungel, Hochgebirge und wilder Natur aufgehalten, um Räume und energetische Potenziale in der Natur lesen zu können. Mit diesem Berg im Grünen Herzen Deutschlands hatte ich ein Feld von außerordentlicher Kraft und Präsenz betreten.
Hilfreich beim „Erkennen“ war, daß die knapp dreieinhalb Hektar (33.000 Quadratmeter) seit etwa 50 Jahren weitgehend unberührt waren. Ganz oben auf dem Berg prunkte ein etwas verwahrloster 70er-Jahre Bungalow, den sich ein reicher Professor als gelegentliches Wochenenddomizil errichtet hatte. Doch der ganze Raum darum, der ganze, waldumwachsene Radius lag in einem vibrierenden, hoch vitalen Dornröschenschlaf.

Es gab auch Anzeichen von Übergriff – ein Schreiner des benachbarten Dörfchens hatte in seiner Gier über vierzig Eschen gefällt, dabei viele alte Obstbäume gebrochen und tiefe Spuren(Wunden) in der Erde hinterlassen. Ein anderer bediente sich gelegentlich an den Fichten und hinterließ seinen Müll in den überbordenden Wildrosen. Und an der Ostflanke traktierten drei Bauern die Felder mit schwersten Maschinen und Tonnen von Gülle aus ihren Tiergefängnissen.

Das Zauberland war in Bedrängnis und der Berg lag im Erwachen.
Ich war bereit. Und ich gab alles, was ich hatte.

Die Anleitung der Erde

In den ersten beiden Jahren verbrachte ich unendlich viel Zeit zwischen den großen alten Bäumen, auf den Wildblumenwiesen und unter zärtlichen Pfaffenhütchen. Es war eine große, innige Liebe zwischen dem Land und mir und wir erkundeten und ertasteten uns in einem stillen Freudentanz. Auch musste ich ganz neu lernen, ein ganzes Haus zu bewirtschaften, Feuerholz zu machen, mit einer Sense umzugehen, und mit all den Tieren, die mir in dieser ersten Zeit begegneten – Füchse, Eber, Dachse, Waldkauze, Rehe und Hirsche, Ringelnattern, Milane, Marder usf – einen vertrauten Umgang zu finden. Es war unglaublich viel ungewohnte Arbeit zu tun – neben den zarten Erkundungen auf dem Land – und im zweiten Winter zog ich mir dann einen Belastungsbruch im linken Fuß zu.
Das öffnete das Tor zur Klarsicht noch weiter, denn ich saß fast sechs Wochen auf dem Sofa.

Im Traum zeigte sich, daß es mit dem Hüten des Raumes nicht getan war.
Es gab einen differenzierteren Auftrag – ein Auftrag, den ich bereits im Jahr 2012 vernommen hatte – und der sich nun mit diesem Land verband: Es galt, Sonnenpflanzen anzubauen und in höchst möglicher Form zu den Menschen zu bringen. „Auf den alten Wegen“, wie die Anleitung lautete.

Im Fadenkreuz der Elemente

Mein Wissen um die Fünf Wandlungsphasen, die Übung in der Kommunikation mit den Pflanzen, mein Studium der Biologie, Biochemie und Geomantie halfen mir, die sanften aber eindringlichen Hinweise des Landes zu entschlüsseln: Art für Art, Stelle für Stelle zeigte der Berg mir selbst, welche Pflanzen wo, in welcher räumlichen Struktur und in welcher Pflanzennachbarschaft anzubauen waren.

Die Fünf Wandlungsphasen sind mit Himmelsrichtungen verknüpft – doch sie funktionieren nicht wie auf dem Reißbrett. Es gibt aufgrund biochemischer Prozesse Pflanzen, die gut nebeneinander gedeihen oder die sich wechselseitig behindern. Doch noch vielerlei andere Faktoren spielen in die Ökologie eines Ortes und seine Fruchtbarkeit hinein. Ich fand schwersten Lehm-Tonboden vor – und eine Vielzahl wegweisender, ansässiger Pflanzenfamilien, wie etwa Salbei, Kamille und Thymian. Die Aufgabe war sehr komplex – doch zum Glück mußte – konnte ! – ich sie nicht kognitiv lösen. Das Land zeigte mir, wann, was, wo zu tun war – oder zu lassen…
Die Rosen – als Begleitpflanzen und wasserspeichernde Swales – spielten eine große Rolle, Mondphasen und Tagesenergien, die ineinander verschachtelten energetischen Räume auf dem Berg – es war so unendlich viel zu entdecken und zu tun.

Doch die Leitung durch das Land selbst brachte eine Ordnung, die ich mir nicht hätte erdenken können. Und alles gedieh in überbordender Fülle.

Heil und Fülle – ein Echo

Schon im ersten Herbst nach der Anlage der ersten Beete konnte ich die ersten Destillate herstellen. Und auch das hatte ich mir nicht „ausgedacht“. „Auf den alten Wegen“, flüsterte sie mir zu. „Zwischen Wasser und Feuer bringe die Verehrung der Sonne zu den Menschen“ war der Wortlaut. Keine Maschinen. Stille beim Arbeiten Die Pflanzen ohne Elektrizität trocknen. Um Himmelswillen keine Stoffe hinzu, die nicht auf Aditi gewachsen sind …. Nur 1 Pflanze je Rezeptur. Die Rezeptur, wie sie die Natur selbst in jeder einzelnen Art hinterlegt hat.

Ich wußte nicht, was ich tat – und doch fügte sich alles unglaublich stimmig zusammen.

Die Destillate waren sofort ein großer Erfolg – sie wurden von vielen Menschen gesehen und in ihrer außerordentlichen Qualität erkannt. Menschen schrieben über Effekte, die ich selbst niemals hätte schreiben dürfen – setzte mir die Gesetzgebung doch strenge Grenzen im Raum der „Lebensmittel“ nur zur „Aromatisierung von Speisen und Getränken“.
Überhaupt überrollte mich eine Welle von Regulierungen, Kontrollen, Pflichten, die mich an die Grenzen meiner kognitiven und sozialen Kapazitäten brachte. Doch ich diente. So gut ich konnte.

Dann kam die größte internationale Biomesse – die Biofach 2020, auf der ich die kosmetischen Reindestillate vorstellte. Naturkosmetik ist ein stark umkämpfter Markt – Mischungen mit immer exotischeren Zutaten und himmelschreiende Claims sind an der Tagesordnung. Was machte ich auf dieser Weltmesse mit meinen zusatzfreien Monoprodukten (ein Produkt, das nur 1 Zutat enthält)? Eine Pflege, bei der nichts gemischt, geschmiert, pipettiert wird ? Ohne Umverpackung und Mercedes-Feeling ?

… ich machte Eindruck… denn die Menschen mochten die Spirits.
Und ich suchte auf der riesigen Messe einen einzigen Produzenten, der auch ausschließlich mit Zutaten aus dem eigenen Anbau – also ohne Importe und fragwürdige Margen – arbeitet. Ich fand niemanden. Selbst bei den ganz hoch bewerteten Natur- und Demeterherstellern fand ich nur industriell gewonnenes „Pflanzenmaterial“ (!!!). Das geht für mich nicht. Für mich sind diese Pflanzenwesen so kostbar, so zart, so heilig – wie könnte ich sie mit Mähdreschern abrasieren, mit Gebläsen in Trockenkammern schleudern und über Fließbänder laufen lassen ? Ich ging zurück zu unserem kleinen Stand, blieb mit unseren bescheidenen Fläschchen, spürte Aditi um uns herum, trotz all des Trubels.

In den Folgejahren verstand ich ein bisschen, warum es keinen anderen Produzenten dieser Art gibt: Der Kräuteranbau ohne Maschinen ist Knochenarbeit, die kaum jemand bereit ist zu tun. Ich habe das große Glück, einen sehr treuen und fleißigen Gärtner an meiner Seite zu haben in all den Jahren. Alleine hätte ich das nicht geschafft.
Während der Ernte kamen auch jedes Jahr Menschen hinzu, die die Ausdauer und die Liebe hatten, diesen Dienst mit uns gemeinsam zu tun. Zumindest für eine Saison.

Ich habe keine Ahnung, wie es weiter geht. Aditi steht in voller Pracht, die Destillate sind ein hoher Segen. Und ich danke dem Land für fast sieben Jahre Lehre, Begleitung, Nährung und Führung.

Die Vollendung des siebten Jahres möchte ich dieses Jahr feiern. Am 8. August 2016 hörte ich erstmals von Aditi, irgendwann Mitte September zog ich dann mit Selma und Xina ganz auf den Berg. Und irgendwann Mitte September 2023 wird es ein Fest geben. Das 7-Jahres-Fest. Wenn Du Dich mit uns verbunden fühlst … stay tuned…

Und wenn Du für dein eigenes Land das „Lesen“ lernen möchtest, komm zu einer der „Praxiswochen Permakultur„.

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