Element Erde in der TCM – Das Sammelnde

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Aus der Reihe: Einheimische Heilkräuter und die Kraft der Traditionellen Chinesischen Medizin

Nachdem ich in den letzten Beiträgen zur Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) die Qualitäten des Ätherelements (Holzelement) und des Feuerelements beschrieben habe, fließt die Energie nun naturgemäß weiter in die Phase des Erdelementes.

Die kosmische Grundenergie der Erde

Im Feuerelement kamen die expansiven, dematerialisierenden, flüchtigen Kräfte (Yin) zu einem Maximum. Das Maximum, das Extreme ist in der Natur ein instabiler Zustand – natürliche Kräfte streben immer nach einem ausgeglichenen Verhältnis von Yin und Yang. Und so kollabiert, was über die Maßen gewachsen ist. Im Energiezyklus der Fünf Wandlungsphasen ist ein solcher Kulminationspunkt in der Feuerphase: Das extrem angewachsene Yin, das nur noch Ausdehnung Bewegung und Entstofflichung ist, fällt in sich zusammen, zieht sich in die Glut zurück, hält die Hitze, strebt nach Form und Materie. Hier leitet sich bereits die Folgephase, das Erdelement ein.
Die Symbolik in der TCM für erdführende Kräfte ist ein senkrecht nach unten gerichteter Pfeil: Er verdeutlicht, daß die Energetik sinkend, abwärts gerichtet, sammelnd ist.
Bildlich können wir uns vorstellen, daß die vom Feuer wild in die Luft geschleuderten Ascheflöckchen nun wieder hinab sinken, den Boden berühren, dort sich sammeln und auf diese Weise Materie aufbauen.
Wir sind also „zurück“ in einer Phase, in der es um Richtung und Substanz geht.
Ganz leicht wird das nachvollziehbar, wenn wir unseren Erdboden betrachten und erspüren, der von so großer Vielfalt und so sinnlicher Greifbarkeit ist. Hier endet und hier entsteht das organische Leben, hier wird zusammengesetzt, gewärmt, gebrütet und entwickelt.
In chinesischer Sicht ist die Erde – oder genauer: Die gelbe Erde – DAS Zentralelement, die vollkommene Balance. In der chinesischen Philosophie und Weltenlehre finden wir – im Unterschied zu den anderen Elementen – schwerlich etwas „Negatives“ bei der Beschreibung dieser Qualität: Das rechte Maß, das Gleichgewicht, die Mutter sind die Äquivalente dieses Elements und entsprechen gänzlich dem chinesischen Ideal.
Die TCM unterscheidet drei Typen von Erde, je nach dem „Reifegrad“ ihrer Yin- und Yang-Qualität.
Die weiße Erde, die mit der Zahl 2 assoziiert wird, beschreibt die Qualitäten von sehr leichter, noch wenig fruchtbarer Erde – eher sandig oder nah noch an der Asche aus dem Feuer. Sie ist licht und noch recht trocken. Die „vollkommene Erde“, das ist, wie oben bereits erwähnt, die gelbe Erde, assoziiert mit der (asiatischen Glücks-)Zahl 5, rund, weich, satt, duftend und fruchtbar. Mit fortschreitender Zunahme der Yang-Qualität nähern wir uns dann der schwarzen Erde, assoziiert mit der Zahl 8, für die man in der Natur schon tief graben muß, die dunkel und dicht „gesotten“, gefestigt ist und Stabilität und Halt gibt. Ihre Natur führt letztlich über zum Stein- bzw. Metallelement.

Mit der Erde sind in der TCM der Spätsommer (Ernte !) als Jahreszeit, die Farben weiß, gelb und schwarz, die Zahlen 2, 5 und 8 sowie die Geschmacksrichtung „süß“ assoziiert. Der Nachmittag, der Südwesten und die Ruhepause, das Reflektieren und Sammeln.

Erdqualitäten im menschlichen System

In der TCM sind insbesondere Magen, Milz und Bauchspeicheldrüse mit dieser Energiephase verbunden. Organe also, die für das Sammeln, Klären und Nähren sorgen.
Wann immer Körper oder Seele „unterkühlt“ sind, Mangelerscheinungen zeigen oder allzuhohe Trockenheit, erhalten wir Hinweis auf einen Mangel im Erdelement.
Die Kollegin Dr. Claudia Irsa schreibt: „Im Alter vorrangig anzutreffende Pathologien aus Sicht der TCM sind daher eine Schwäche des Erdelements, von Milz/Pankreas und Magen (…) sowie innere Hitze durch “Restpathogene” (meist infektiöser oder emotionaler Natur). (…) Schwäche der Milz äußert sich in einer Neigung zu Feuchtigkeitsansammlung und zur Adipositas (Fettleibigkeit)“
Ist dieser Energiefluß nicht im Gleichgewicht, kommt es zu Stauungen und „Kurzschlüssen“, die Energie wird nicht gleichmäßig verteilt,. Das Zusammenwirken aller Organe, die Harmonie zwischen Geist und Körper kann nicht mehr gehalten werden.
Körperlich gibt es erste Anzeichen bei schwachem Bindegewebe, Störungen im Geschmackssinn, Gewichtsschwankungen. Psychisch zeigt sich ein Ungleichgewicht der Erdenergie in Grübeleien und Sorgen – insbesonderee in Bereichen, die uns eigentlich gar nichts angehen.
Die Antwort auf solche Störungsmuster heißt: Wärme, Befeuchtung und Nährung.
Und beim Stichwort „Nährung“ geht es natürlich auch um Er-Nährung: Die Achtsamkeit bei unserer Nahrungsaufnahme – körperlich wie geistig – ist somit der zentrale Ansatzpunkt, um Alterungsprozessen vorzubeugen. Doch worauf soll Mensch achten, wenn es um „reine Nahrung“ geht ? Der Gelbe Kaiser (Standardwerk der TCM) nennt die Seele des Erdelements „Yi“, welche mehr oder weniger gleichbedeutend mit „Intellekt“, „Unterscheidungskraft“ ist. Ein intaktes Erdelement vermag zu unterscheiden zwischen toter, lebloser oder schädlicher Nahrung – oder eben vitaler, gehaltvoller. Wer sein Erdelement stärken möchte, sollte in jedem Falle von industriell aufbereiteten Lebensmitteln Abstand nehmen.

Heilpflanzen mit einer ausgeprägten Erdqualität

Nach meinen Beobachtungen tragen häufig Korb- und Doldenblütler diese sammelnde, unterscheidende und nährende Energiequalität des Erdelements. Gerade unter den Doldenblütlern finden sich zahlreiche Gemüsepflanzen, die ja im Sinne des Erdelements ganz explizit dazu angetan sind „Substanz aufzubauen“.
Besonders die Kamille repräsentiert die Qualitäten des Erdelements und vermag sie – idealer Weise als gereinigtes Destillat – an unser System zu übermitteln. Ringelblume an der Schwelle zum Feuerelement (also yiner) und Sonnenhut an der Schwelle zum Metallelement (also yanger) vermitteln Wärme, Nährung und Stabilisierung ebenfalls ausgeprägt. Als Doldenblütler ist der Fenchel als ausgesprochener Impulsgeber für Wärme, Befeuchtung, Beruhigung zu nennen.
Doch nun der Reihe nach.
Die altbekannte Kamille (matricaria chamomilla), die kaum mehr in der Flur zu finden ist und als industrielles Staubgemisch in Beuteln auch als Tee schon lange aus unserem Blick geraten ist, ist eigentlich etwas außerordentlich Lichtvolles, Aromatisches.
Dies ist uns mit vollen Sinnen erlebbar, wenn wir im Goldlicht der blühenden Kamille regelrecht berauscht sind vom Honigduft dieser Heilpflanze. Eine ruhige, satte Bestärkung stellt sich ein, wenn das Destillat mit seinem intensiv indigofarbenen Öl bei der Destillation seinen Duft und seine Aura verströmt. Ich nenne sie daher die „Goldene Königin“ – die Sorgen und Ängste im Nu vertreibt, Magen, Haut und Geist beruhigt und uns das Gefühl wohliger Sattheit vermittelt. Viele, die bei uns zum ersten Mal die ungebrochene Kamille als Rohdroge kosten, sind überrascht vom tatsächlichen Geschmack dieser wunderbaren Heilpflanze.
Von meiner Großmutter bekam ich als Pubertierende Kamillosan – sowohl gegen die Pickel (äußerlich) als auch zur Besänftigung hitziger Stimmungswandlugen (innerlich). Doch mich störte immer der Alkohol in diesem klassischen Kamillenauszug. Ohne Alkohol – so wie wir die Kamille in „Das Beste vom Kraut“ pur abfüllen, bleibt sie auch in ihrer ganzen Kraft erhalten und ist wirklich für jede/n bekömmlich.
Ein ausführliches Pflanzenprofil zu dieser Lieblingspflanze findest Du hier.

Mit Blick auf das Erdelement steht sie im Energiekreis der TCM noch vor dem Fenchel, dem sie noch immer etwas Dynamik voraus hat.
Zur ganzen Fülle und Tiefe und Gelassenheit des Erdelementes kommen wir mit dem Saatfenchel (foeniculum vulgare, das ausführliche Pflanzenprofil ist hier).
Seine lichtgelben, fast neonhellen Dolden reichen mir bei der Ernte gut bis ans Kinn. Saftige, feste Stengel und bizarr zarte, lichtgelbe Blüten umfangen mich wie ein Kokon … und genau hier zeigt sich bereits die besänftigende und schmeichelnde Eigenschaft des Fenchels, die ihn zum perfekten Übermittler der Erdenergie macht.
Das Sammelnde, Runde, Speichernde, was so charakteristisch für das Erdelement in der TCM ist, zeigt sich auch in der knollenförmigen Wurzel. So verwundert es nicht, daß Fenchel eine klassische „Mutterpflanze“ ist – sowohl zur Regulation von Milchfluß und Rückbildung bei jungen Müttern, wie auch bei der „Erdung“, beim Aufbau des eigenständigen Verdauungsvorgangs bei Neugeborenen. Ich wäre ganz schön verloren gewesen ohne das Fencheldestillat, als meine Hündin sich nach fünf Wochen weigerte, ihre 11 Welpen weiter zu säugen. Die Jungen fraßen zwar eigenständig das mit geriebenen Äpfeln und gekochten Möhren „besänftigte“ Futter – doch sie hatten furchtbare Blähungen und Durchfall. Wenige Gaben des Destillats – das sie mit großer Begeisterung ableckten – half ihnen erstaunlich schnell, das eigene System zu stabilisieren und aufnahmefähig zu bekommen.
Doch nicht nur eingenommen ist Fenchel eine metaphysische „Wurzel“, ein feinstofflicher „Kokon“. Auch als Kosmetikum bewährt das Erdhafte des Fenchels sich, indem er lindert, befeuchtet und glättet. Ein Jungbrunnen und Streichler also auch auf dieser Ebene.
In der Anwendung der Erd-Pflanzen auf der Haut sprechen wir Veränderungen an, die sich in Rauheit, Rauhheit, Alterung und Unreinheiten ausdrücken. Hier fehlt die Fähigkeit, Reines von Unreinem zu trennen und (nur) das Wohltuende zu speichern.
Gerade wenn Du bei Dir selbst das Erdelement ansprechen willst, ist es von besonderer Bedeutung, daß Du auf Qualität und Kontext achtest. Sieh hier also genau hin, was Zusatzstoffe, Pflanzenherkunft und Verarbeitung angeht.
Den erdbetonten Heilpflanzen ist gemeinsam, daß sie sowohl eine Sonnen- wie auch eine Venussignatur tragen. Das Lichte, Weibliche, Nährende, Wärmende steht im Vordergrund. Das Zentrum ist deutlich spürbar, Harmonie auf allen Ebenen.
In Resonanz mit dem menschlichen System gebracht, erzeugen sie unmittelbar Wärme, Befeuchtung und eine gesunde Sattheit – sowohl auf körperlicher wie auch auf mental-emotionaler Ebene.
Aufgebrachte Energie darf sich sammeln, sortieren und zentrieren.
Das ist die Qualität der Erdenergie.
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Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) hat bis heute das Wissen um die vielschichtigen Vorgänge bewahrt, die bei der Gesunderhaltung unseres Körpers und unseres Geistes relevant sind. Anders als die monokausalistische und symptomorientierte Sichtweise der modernen abendländischen Heilkunde betrachtet sie Gesundheit als ein Fließgleichgewicht der kosmischen Komponenten, aus denen alles Leben gemacht ist: Luft, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Das macht sie überlegen gegenüber Ansätzen, die ein Symptom lediglich beseitigen – und dabei an unzähligen anderen Stellen neue Ungleichgewichte erschaffen.
Ich befasse mich nun seit 30 Jahren mit der TCM und der ihr zugrundeliegenden Elemetenlehre. Die TCM hat eine ganz eigene Abteilung der Kräuterheilkunde – und als Inhaberin einer fränkischen Kräutermanufaktur ist mir natürlich wichtig, die TCM-Prinzipien auf unsere einheimische Kräuter zu übertragen. Mit der vorliegenden Sonderreihe gebe ich einen kleinen Einblick in die kosmischen Grundenergien nach der TCM – Luft, Feuer, Erde, Metall und Wasser – in Zusammenhang mit bestimmten menschlichen Verfaßtheiten und unseren altbewährten Heilkräutern.

Ich möchte klarstellen, daß meine Betrachtungen KEINE medizinische Beratung ersetzen. Überhaupt sehe ich mich in keinerlei Konkurrenz zur konventionellen Medizin oder Pharmazeutik. Denn mein Umgang mit den Pflanzen und meine Leidenschaft für die TCM sind weit entfernt von Heilversprechen, die ich per se und egal von wem sie kommen für unlauter halte. Heilung ist nach meiner Auffassung ein Vorgang, der weder von irgendeinem einzelnen Menschen „gemacht“ werden kann, noch ein Ereignis, das sich in der immer gleichen Weise auf jeden Menschen übertragen läßt.
Insofern lade ich dazu ein, die Qualitäten der kosmischen Grundenergien individuell wahrnehmen und einsetzen zu lernen, den Blick auf die eigene Gesundheitsverfassung vom Symptom zu lösen und zu lernen, systemisch und in Fließgleichgewichten zu denken und vor allem das vieldimensionale Wirkspektrum unserer einheimischen Heilkräuter zu erforschen.
Gerne können wir das auch gemeinsam in einem der Seminare auf dem Berg Aditi tun. Hier ist eine Übersicht zu den Angeboten: https://www.wild-natural-spirit.org/seminare-und-praxiswochen/

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