Nahrung – Das Fließen der Lebendigkeit

Lebendige Lebensmittel

Der Winter naht – die Anstrengungen (und Freuden) des Sommers sind vorüber und eine Zeit mit wenig Licht und Wärme in unseren Breitengraden beginnt.
Mehr noch, als zur Kompensation der schweren körperlichen Arbeit während der Vegetationsphase achte ich im Winter auf meine Nahrung.

Nahrung und Gesundheit – stofflich wie ätherisch – sind engstens miteinander verwoben. Das deutsche Wort „Nahrung“ hat seinen Wortstamm im althochdeutschen „Nar“ bzw. „Nara“, was Heil, Rettung, Erlösung bedeutet.

Ähnlich, wie bei der sonstigen Lebensgestaltung ist bei vielen Menschen die Auffassung von wertvoller Nahrung mehr in Richtung Genuss, Fülle, Repräsentation abgeglitten und so verschlechtert sich die körperliche und geistige Gesundheit flächendeckend.

Wenn wir uns erinnern, dass Nahrung das ist, was uns in der Lebendigkeit hält, was uns dazu verhilft, uns ständig zu erneuern, müssen wir uns um Gesundheit keine Sorgen machen.

Was ist heile Nahrung

Nahrung ist alles, was wir aufnehmen.
Heilsame Nahrung ist alles was uns Lebendigkeit zuführt.

Wenn Du zu der Minderheit gehörst, die Nahrungsmittel aus dem eigenen Garten gewinnt, dann kennst Du den Unterschied zwischen einem Kürbis, den Du monatelang gezogen, gehegt, besucht und beobachtet hast und einem Kürbis, der auf gigantischen Feldern maschinell gezogen und geerntet, in Lastwägen transportiert und in Kühlhallen für den Massenverkauf gehortet wurde.

Wie können wir diesen Unterschied beschreiben ?
Sicher ist der Unterschied über die fünf Sinne erfassbar: Geschmack, Farbe, Duft, Haptik sind intensiver, reichhaltiger als Massen-Verkaufsware.

Da fallen mir ein paar Zeilen ein, die mir Manuela kürzlich zu Tees von Aditi schrieb:
Liebe Evelin, zuerst möchte ich mich von ganzem Herzen für Dein so schnell geliefertes Paket bedanken, das ich bereits am Mittwoch in Empfang nehmen konnte. Als ich es öffnete, strömte mir ein atemberaubender Duft entgegen… es waren die Tees, allen voran die Speerminze und der Fenchel. Ich schnupperte daran und plötzlich stiegen Bilder und Gedanken aus meiner Kindheit auf. Ich erinnerte mich daran, wie ich – als wir unseren Urlaub stets bei meiner italienischen Oma in Umbrien verbrachten – eben mit jener liebevollen Nonna den wilden Fenchel sammeln durfte. Sie hat damals all die Zweige behutsam getrocknet, um sie zum Würzen oder als Tee zu verwenden. Nie würde ich diese lichten, gelben, kleinen Sonnen vergessen, ebenso wenig diesen charakteristisch würzigen Duft – so dachte ich damals. Doch leider habe ich dieses Ursprüngliche über die Jahre hinweg tatsächlich vergessen… bis jetzt. Nun halte ich Deinen wunder-vollen (im wahrsten Sinne des Wortes) Tee in Händen und spüre, dass dieser Fenchel nicht nur ein Getränk und ein Heilkraut ist, sondern für mich persönlich eine zauberhafte „Zeitblüte„.

Zeitblüte – was für eine großartige Wortschöpfung !
Manuela erwähnt neben dem sinnlichen Genuss noch etwas anderes: es „schwingt“ etwas in den Kräutern, das nicht sichtbar, greifbar und doch deutlich und unmittelbar erfahrbar ist.
Mehr noch, als Assoziationen, die durch die Sinneseindrücke wachgerufen werden, ist da etwas, Manuela nennt es „das Ursprüngliche“, es wirkt auf ihre Stimmung, nährt sie auf einer feinstofflichen Ebene.
Diese Ebene unserer „Nahrung“ ist noch viel wichtiger als die materiellen Nahrungskomponenten, die wir unserem Körper anbieten. Sie sind es, die darüber entscheiden, ob unser Körper heilsame Energie aufnehmen kann.

Das Ki, wie wir es in der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) nennen, oder Prana, wie es auf Sanskrit heißt: Dies ist die vis vitalis, die Lebensenergie, die allem Lebendigen zugrunde liegt.

Dieses Lebendige wächst durch Berührung mit Lebendigem – und es stirbt durch Berührung mit Unlebendigem. Deswegen sind meiner Auffassung nach Nahrungsergänzungsmittel – leblose Materie, abgetrennte Stoffe, oft sogar künstlich hergestellt – weniger als „nicht nährend“. Dahingegen sind Lebensmittel, die persönliche Hinwendung, Berührung, Freude, Sorgfalt aufgenommen haben Quellen überbordender Lebendigkeit.

Es ist dabei nachrangig, wieviel Kohlenstoff, Eiweiß und Fette diese Lebensmittel enthalten. Denn all dies kann jeder lebendige Organismus mit Leichtigkeit und mit Wenig selbst hervorbringen. Entscheidend ist diese Lebensenergie. Entscheidend ist, ob bei der Gewinnung und Zubereitung unserer Lebensmittel Lebendigkeit gefördert oder vernichtet wurde.

Wie ernährst Du Dich ?

Wie wählst Du die Nahrungsmittel aus, die in deinem Haus sind ?
Wie entscheidest Du, wann und was Du heute zu Dir nimmst ?
Wieviel Zeit und Liebe verwendest Du darauf, Dir dein wohltuendes, prachtvolles, wärmendes und duftendes Essen zuzubereiten ?

All dies ist Teil deiner Ernährung.
All dies spiegelt sich in deinem Körper, in deinem Geist und deinem Empfinden.

Zusätzlich zu den konkreten, stofflichen Aspekten: Ob dein Reis noch frisch und wohlbehalten in seiner natürlichen Spelze ist – oder von Maschinen tot und weiß gerieben. Ob deine Gewürze erst in deinem Mörser ihren Duft und ihre Kräfte entfalten – oder seit langem in Plastik verpackt als sprödes Pulver auf ihren „Verbrauch“ warten. Ob das Gemüse, das Du zu deinem Reis dünstest, ein wenig süß, ein wenig sauer zu dem Bitter des Korianders und zu dem Scharf des frisch geriebenen Meerrettichs gibt.

Wenn Du tiefer in die bewusste Kombination und Zubereitung gesunder Ernährung einsteigen willst, besuche gerne meinen Kurs „Ernährung nach den Fünf Wandlungsphasen“, den ich ein- bis zweimal im Jahr auf Aditi halte.

Wie kannst Du dein Genährt-Sein noch erhöhen ?

Für die höchste Form der Nahrung empfehle ich Dir, folgende vier Punkte einzubeziehen, wenn Du deinem Körper die Liebe und Zuwendung gibst, die er verdient hat:

Das Töten – achte peinlichst genau darauf, wie deine Nahrung gewonnen wurde. Bei pflanzlicher Nahrung ist die „ehrenvolle Ernte“ – eine Ernte, die die Mutterpflanze erhält – von großer Wichtigkeit. Über den Verzehr getöteter Tiere möchte ich hier gar nicht weiter sprechen …

Das Hegen – natürlich ist ein Lebensmittel, das Du selbst gesät, gehegt oder gesammelt hast bereits hoch geladen mit der Qualität, die ich weiter oben „Ki“ oder „Prana“ nannte. Wenn Du das bisher noch nicht mit deinem Alltag vereinbaren kannst, dann finde Menschen, die auf diese Weise Kräuter, Gemüse, Früchte und natürlich auch Wasser sammeln.

Das Reinhalten – im Sinne von „weniger ist mehr“ ist bei der gesunden Ernährung ein wichtiges Prinzip. Wähle ein, höchstens zwei Gewürze – nicht zehn – und bereite wirklich gutes Gemüse so zu, dass das eigene Aroma sich ganz entfaltet. Deswegen biete ich die Kräuteressenzen und Heilkräuter auch nur pur an – und nicht als Gemische; sie sind hervorragend zur Verfeinerung von Speisen und Getränken geeignet – probiere das ruhig aus, gerade, wenn Du einmal nicht so viel Muse für dein essen hast …

Die Dankbarkeit – alles, was Du >> zu Dir nimmst << , ist ein Geschenk. Ganz besonders die Dinge, die Du in liebevoller Geste Dir als Nahrung zuführst. Wenn Du Dir die Dankbarkeit vergegenwärtigst für die Wärme, die Lebendigkeit, das Licht, die Dir zufliessen, trittst Du wirklich ein in den Strom des Lebendigen.

Selbst Nahrung werden

Je mehr Du die Qualität dessen, was Du aufnimmst, beachtest und pflegst, desto mehr wirst Du selbst zu Nahrung. Geistige und seelische Nahrung, tätiges Mitgefühl und Obhut, die Du selbst in die Welt bringen kannst.
So trittst Du ein in den Fluss der Lebendigkeit, der uns allen verfügbar ist und der uns allen so inniglich wohltut.

Meine Arbeit in den Gärten gleicht einem liebevollen Spiel – die letzten Schätze werden geerntet und versorgt, die Beete für den Winter vorbereitet, die Rosen aufgebunden, das Saatgut an langen Abenden am Feuer gereinigt. Doch bei all den Aufgaben schweife ich immer wieder über dieses blühende, weite Land, freue mich am wilden Amaranth und Hafer, die von selbst hinzugekommen sind. Du wirst sehen, wie sich auch in deinem Umfeld plötzlich ganz von selbst Amaranth und der Wilder Hafer, Johanniskraut und Thymian zeigen.