Kräuterdampfbad – Längst vergessene Wohltat

Je nach dem, welchem Jahrgang Du angehörst, kennst Du das berühmt-berüchtigte Gesichtsdampfbad noch.
Bei uns ging das so, dass mir bei starken Erkältungen oder später auch bei Hautproblemen, ein Topf mit heißem Wasser und Kräutern vorgesetzt wurde. Ich bekam ein Tuch über den Kopf und sollte mich über den Kräuterdampf beugen. So sollte ich bleiben, bis das Wasser kalt war.

An dieses Ritual erinnerte ich mich kürzlich, als mir nach „stiller Wohltat“ zumute war. Warum nicht einfach einen Spirit nehmen und den sanften Heilpflanzennebel in mein Gesicht sprühen ?
Weil ich diesmal auch die Wärme brauchte. Die Kraft, die das erhitze Wasser in sich trägt und direkt an mich weitergibt. Freilich: Die Essenzen (Das Beste vom Kraut) sind aus frischen Pflanzen gewonnen und durchlaufen eine viel höhere Verfeinerung durch die Destillation. Getrocknete Kräuter mit heißem Wasser aufzubrühen hat eine andere, etwas grobstofflichere Qualität. Aber genau um dieses haptisch-sinnliche Qualität und um die Wärme in Verbindung mit dem Kräuterdampf ging es mir in diesem Augenblick. So ging ich in die Küche, setzte einen großen Topf Wasser auf und öffnete meine Kräuter-Schatztruhe.

Welches Kraut wollte ich tief in meine Haut eindringen lassen und inhalieren ?
Die Klassiker annodazumal waren Kamille oder Salbei oder Thymian.
Heute kenne ich die Kräuterwesen ja ein bisschen besser und mir schien keines dieser drei traditionellen Dampf-Kräuter passend für meine Verfassung (wenngleich einige Entzündungen meiner Haut sich wahrscheinlich über die Kamille gefreut hätten).

Ich roch an den duftenden Kräutertüten: Der herrliche Fenchel ? War das die richtige Streicheleinheit ? Hm, der Duft war mir gerade etwas zu intensiv. Mein geliebter Ysop ? Nein, nach Erweiterung war mir gerade auch nicht. Der Baldrian mit seiner verrucht süßlichen Note ? … das könnte was sein. So stöberte und spürte ich eine ganze Weile, bis ich mich endlich für den Lavendel entschieden hatte.

Es waren nicht nur sein Duft und seine Farbe, die mir das Gefühl gaben, die richtige Antwort für meine gereizte Haut, mein erschöpftes Nervensystem und den leichten Kopfdruck zu sein. Es ist dieses Wesen, das nach Einschätzung der chinesischen Elementenlehre genau an der Schwelle vom Metallelement zum Wasserelement steht. Schon knapp über die Grenze führend, bereits in das Fließen der Wasserqualität überleitend, und doch noch Richtung und Struktur enthaltend.
Das war mein Kraut für diesen Moment.

Ich nahm die schönste Schale im Haus – nicht einfach nur den schnöden Topf – suchte ein dicht gewebte Seidentuch, richtete mir einen bequemen, ruhigen Platz für das Dampfritual und gab eine Handvoll duftender Lavendelblüten in die Schale. Dann goss ich das siedende Wasser in die Schale, lüpfte den Seidenschal über den Kopf und beugte mich über den betörenden Dampf.

Rasch fand ich den richtigen Abstand, um meine Haut nicht mit der Hitze zu überfordern und doch in den bestmöglichen Genuss des Kräuterdampfes zu gelangen. Meine Haut war schnell benetzt, die Sinne folgten dem Fließen des Lavendels, ich lauschte meinem Atem in der Seidenschalhöhle.
Mit jedem Atemzug entspannte ich mich. Zuerst die Haut, dann die Gesichtsmuskulatur, dann der Atem, der ganze Körper, die Gedanken und zuletzt die Empfindung.

Ein schönes, wirkungsvolles und leicht arrangierbares Ritual !

Probier´s mal aus.

Hier noch ein paar Tipps:

• Bevor Du das Gesichtsdampfbad machst, reinige deine Haut sorgfältig
• Wähle für die Zusätze zu deinem Dampfbad wirklich ganz reine Zutaten – Pflanzen, bei denen Du absolut sicher sein kannst, dass sie nicht durch Abgase, Pflanzenschutzmittel oder Konservierungsstoffe erst einmal eine gewaltige Giftwolke von sich geben sondern Dich tatsächlich mit den reinen Pflanzenwirkstoffen beschenken
• Zur Wahl der passenden Kräuter für Dich sieh gerne in die Empfehlungen, die ich auch zur Gesichtspflege geschrieben habe – oder mach den Test auf meiner Website. Kamille ist zB bei Unreinheiten gut, Salbei desinfiziert, und wirkt entzündungshemmend, Ringelblume stärkt bei Ermüdung und kleinen Wunden, Fenchel bei Trockenheit usw.
• Dosiere die Kräuter mit etwa 1 EL je Liter und nähere Dich dem heißen Dampf vorsichtig und langsam an, bis Du den richtigen Abstand hast
• Auf meiner Website findest Du übrigens einen Beitrag, der noch einmal genau erklärt, wie die Zubereitungsart von Kräutern ihre Wirkung beeinflusst. Diesen Artikel findest Du hier: https://wild-natural-spirit.org/anwendung