Sonnen Signaturen in der Pflanzenwelt
Wenn Du schon länger mit Wild Natural Spirit gehst, weißt Du, dass ich in meinen Kräutergärten mit „Sonnenpflanzen“ arbeite. Was ist gemeint, mit diesem Begriff ?
Am ehesten lässt sich diese Bezeichnung erklären, wenn ich ein wenig auf die Signaturenlehre der Alchemisten und später auch von Paracelsus eingehe. Hier werden Analogien zwischen der Eigenart einer Pflanze und den Planeten unseres Sonnensystems genutzt, um die Heilkraft einer Pflanze einschätzen zu können. Die früheren chinesischen Heilkundigen, die griechischen Ärzte und dann auch Paracelsus arbeiteten zudem mit Analogien zwischen der Pflanzenerscheinung und den Beschwerden des menschlichen Körpers, um die passende Heilpflanze zu finden. Allen Gelehrten aus allen Zeiten und Kulturkreisen ist gemeinsam, dass sie den „Himmel“, die Gestirne und ihren Lauf als wesentliche Einflussfaktoren für das Geschehen auf der Erde betrachteten.
Die Beziehung zwischen Kosmos und irdischem Geschehen
In der ältesten Aufzeichnung der Alchemie, der Tabula Smaragdina, wird der Zusammenhang zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos benannt. Es heißt in der lateinischen Übersetzung:
„Quod est inferius, est sicut (id) quod est superius, et quod est superius, est sicut (id) quod est inferius, ad perpetranda miracula rei unius.. (…) Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in terram, et recipit vim superiorum et inferiorum. “
Hiermit wird konstatiert, dass die Verbindung zwischen Erde und „Himmel“ den belebten Körper hervorbringt. Dass es beider Kräfte – der irdischen und der kosmischen – bedarf, um das Wunder des Lebendigen zu erzeugen.
In der weiteren Entwicklung der Alchemie – und überhaupt: der Beobachtung und Schlussfolgerung zu natürlichen Vorgängen – wurde das Planetensystem und wurden die besonderen Eigenschaften der sichtbaren Gestirne – Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn sowie Sonne und Mond – in Beziehung gesetzt mit bestimmten Eigenschaften, wie sie sich in der belebten Natur auf der Erde zeigen. Die Alchemisten gehen davon aus, dass die Planeten durch ihre Bewegung (und die damit verbundenen Schwingungen) alle Materie innerhalb des Sonnensystems prägen. Pythagoras stellte zwischen den Himmelskörpern und dem Erdenleben einen Zusammenhang über bestimmte Klänge (s. Sphärenmusik) her: Ein bestimmter Ton/Intervall entspricht einer Schwingungsfrequenz. Diese Schwingungsfrequenz findet sich in der Planetenbewegung wieder.
Erst Paracelsus bediente sich – mehr als ein Jahrtausend später – dann der intuitiv-sinnlich anmutenden Analogien wie Farbe, Form, Geschmack und Geruch:
„„Ihr wisset durch die Kunst der Signatur, dass jedes Ding nach dem, aus dem es ist und, zu dem es gehört, gezeichnet wird, damit es immer gleich gefunden werde, wie es die Kunst der Signatur anzeigt, die der Arzt kennen soll, um dies zu verstehen.“
Diese scheinbare Vereinfachung mag den Laien dazu verleiten, ohne eigehende Beobachtung und interdisziplinäre Bildung „aus der lamaing“ eine Signatur zu bestimmen. Hier unterschätzt er jedoch die Tiefe des alchemistischen Wissens, das ganzheitlich aber ganz sicher nicht trivial ist.
In Trivialliteratur finden sich etwa Beschreibungen wie diese:
„In der Pflanzenwelt entstehen unter dem Einfluss der Sonne strahlenförmige, gelbe Blüten wie Arnica oder Cactus grandiflora, während Marspflanzen zumeist rote Blüten, Blätter oder Früchte produzieren, begleitet von scharfen Dornen wie bei Berberis oder Rosen. In der Tierwelt gehören zur Sonne radiärsymmetrische Formen mit acht oder mehr Armen wie Heliozoen oder Sepia, während zum Mars die Vierbeinigkeit gehört. Die Oktave der Sonne prägt hierbei oktogonale Körper wie Gold oder Diamant, während Mars mit seiner Quarte zum Beispiel kubische Metalle und Mineralien prägt, wie Eisen, Pyrit oder Granat.“
Zwar klingt über die Zusammenschau von Planet – Zahl – Erdenkörper das Wissen um Rhythmik und Schwingungslehre an. Dies zu ergründen und so zu erfassen, daß wir es für unsere eigenen Heilwege nutzen können, erfordert allerdings weit mehr, als die vereinfachten Korrelations-Tabellen.
Signaturen in der Alchemie
Die Beobachtung der Himmelskörper war in der Antike – und davor – zentrales Objekt der Gelehrten: Zur Deutung gegenwärtiger und künftiger Vorgänge (etwa für die Ausrichtung religiöser Handlungen aber auch für die Politik), zur Erkundung von Krankheitsursachen und Heilwegen, zur Ergründung kosmischer Wirkungen auf die irdischen Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde mit all ihren lebensspendenden Funktionen für die Menschen.
In der Alchemie, deren Wurzeln in Ägypten vermutet werden, geht es den Gelehrten vor allem um einen Vorgang, den sie „Transmutation“ nannten – die Verwandlung vom einen zum anderen. Sie gehen davon aus, dass jede Materie
- ihren Ursprung in formloser, durch den Kosmos geprägter Energie hat
- beseelt und damit lebendig ist
In jedem der sieben „alten Planeten“ wird dabei eine ganz bestimmte Qualität erkannt, die sich auf den Vorgang der Zeugung und Materialisation auswirkt. Diese Qualitäten erscheinen in den ägyptischen, babylonischen, griechischen und römischen Götterwelten als Archetypen.
Hieraus leiteten die vorzeitlichen Alchemisten auch die Elementenlehre ab, die einen Bezug zwischen Himmelskörpern und irdischer Materie herstellte. Merkur/Quecksilber – als Repräsentant des (kosmischen) Geistes – und Sulfur – als Repräsentant des irdisch Beseelten – gewannen im alchemistischen Kontext eine überragende Bedeutung in dem Sinne, als ihre Vermählung Voraussetzung für die Bildung des Körpers (Sal) ist.
Die Bildung des Sal geschieht zu einem bestimmten Zeitpunkt, während einer ganz bestimmten Planetenkonstellation. Und diese Planetenkonstellation bestimmt letztlich die „Signatur“ eines Körpers. Paracelsus arbeitete im 16. Jahrhundert diese Prinzipien in pragmatischer Weise zur medizinischen Anwendung auf.
Jedes Erdengeschöpf ist somit geprägt von kosmischen Einflüssen, und sehr oft spiegelt es die Qualitäten eines bestimmten Planeten besonders deutlich. Um diese Qualitäten möglichst gut zu erfassen, reichen die fünf Sinne nicht aus – vielmehr bedarf es darüber hinaus auch einer metaphysischen Wahrnehmungsfähigkeit, die das (Noch-Nicht-)Stoffliche ebenso zu erfassen vermag, wie das Stoffliche.
In der Alchemie geht es um das Herausarbeiten der Quintessenz eines Stoffes, wobei der „Stein der Weisen“ alias „das Gold“ – nicht nur im stofflichen Sinne – Jahrhundertelang das Zentrum der alchemistischen Bestrebungen bildete.
Und Gold ist der Repräsentant der Sonnenenergie.
Die Sonnensignatur im Zeitgeschehen
Seit etwa hundert Jahren dringen erneut – nach fast zweitausend Jahren der Andersorientierung – spirituelle Inhalte wieder in das Bewusstsein vieler Menschen. Bewusstseinsbildung, das Entwickeln einer Gesamtschau, die Orientierung an Werten und Größen oberhalb individueller Bedürfnisbefriedigung sind Themen, die nicht mehr nur in einer kleinen, exotischen Elite thematisiert werden. Die Sonne steht von jeher für die Geistesentwicklung, die „Belichtung“, das Lebendige.
Surya ist in den hinduistischen Veden die Personifizierung der Sonne, der Wärme und des Lichts. Im alten Ägypten (2600 v.Chr) war die Sonne Ra, die oberste Gottheit, rechtes Auge des Horus. Unter dem Pharao Echnaton wurde sie als „Aton“ zum einzigen Gott erklärt und angebetet. In Japan ist die Sonnen-Göttin Amaterasu die Urmutter des japanischen Volkes, geboren durch das linke Auge des Schöpfergottes. In der hebräischen Bibel wird die Sonnensphäre als das Herrschaftsgebiet der Elohim, der Geister der Form beschrieben. Von der Sonne aus strahlen sechs der Elohim, der Schöpfergötter, von denen in der Genesis gesprochen wird, Licht und Liebe der Erde zu. Jahve, der siebente der Elohim, sendet mit dem vom Mond reflektierten Sonnenlicht seine Weisheit zur Erde. Der führende Erzengel der Sonnensphäre ist Michael.
Die Sonne wurde zu allen Zeiten und in allen Kulturen als die Lebensspenderin auf der Erde verehrt und zugleich mit dem geistigen Licht, mit der Erkenntnisfähigkeit assoziiert.
Nach tausenden von Jahren des relativen Stillstandes beeinflussen starke Sonnenstürme erneut das Leben auf der Erde. Das massive Einströmen von Elektronenwellen und die Verschiebung der Erdmagnetfelder wirken nicht nur das menschliche Nervensystem. Daher betrachte ich es als wichtig, diese Sonnenqualität im besten Sinne zu erkunden, aufzunehmen und zu transformieren.
Der Energiezufluss ist so stark, dass vieles aus dem gewohnten Gleichgewicht fällt. Dies kann ebenso zu Zerstörung und Chaos führen wie auch zu einer Anreicherung und Erweiterung der empfangenden Organismen.
Mithilfe der traditionellen Heilpflanzen, die ihrerseits deutliche Sonnensignaturen tragen, sehe ich eine Möglichkeit, unser menschliches System mit dem zunehmenden solaren Einfluss vertraut zu machen und zu harmonisieren.
Die fünfzehn traditionellen Heilkräuter, die ich hierzu ausgewählt habe, sind nicht ganz deckungsgleich mit den Pflanzen, die der verehrte Kollege Manfred Junius in seiner „Pflanzenalchemie“ benennt. Zum einen ist aus meiner Sicht von hoher Relevanz, dass wir mit „ätherischen“ Heilpflanzen arbeiten – also solchen Pflanzen, die durch ihren hohen Gehalt an ätherischen Ölen ein großes Aktivierungs- und Durchdringungspotenzial in sich tragen. Zum anderen hielt ich mich bei der Identifikation der expliziten Sonnenpflanzen nicht nur an Gestalt, Farbe, Duft und Geschmack sondern auch an eine Reihe metaphysischer Merkmale, die ich bei Gelegenheit gerne erörtere.
Hinzu kommt, dass nicht nur die Pflanze selbst, sondern ihr Standort, ihr Gedeihen – ohne Einwirkung fremder Stoffe oder maschineller Hilfsmittel – wie auch die Reinheit ihres Präparats (Monoprodukte ohne Zusätze) die solaren Prinzipien von Reinheit, Klarheit, Unversehrtheit wiederspiegeln.
So hoffe ich, mit den Spirits einen Beitrag dazu zu leisten, dass die enormen Wandlungsprozesse, in denen die Erde und mit ihr die Menschheit sich gerade befinden, einen lichten Verlauf nehmen, sich zu Ausdehnung, Anhebung, Belichtung entwickeln.
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