Apothekerrose – Rosa Gallica

Rosenblütentee

Rosenwasser aus deutscher Produktion – welch Kostbarkeit !

Die Rose ist Thema in so vielen Gedichten und Erzählungen, Sinnbild der Schönheit, Sinnlichkeit und Erhabenheit, daß es wohl kaum einen Menschen auf dieser schönen Erde gibt, der sie nicht kennt.
Schon bei den Ägyptern und Arabern war sie als Aphrodisiakum, aber auch als Heilpflanze bekannt.

Als ich im Jahr 2018 den ersten Kräutergarten auf Aditi anlegte, begann ich mit 800 Rosen (Rosa Canina). Mit ihnen zeichnete ich die räumlichen Strukturen des Gartens, bildete Swales für die einzelnen Pflanzflächen und schuf in den Kleinräumen die Voraussetzungen für spezifische Mikroklimata. Kaum ein Gehölz eignet sich besser, Grenzen zu setzen uns zugleich Raum zu öffnen.

Die ursprüngliche Wildrose – Rosa Canina – war bereits vor 5000 Jahren bei den Chinesen als Lebensmittel geschätzt und die antiken Ärzte Plinius, Hippokrates und Dioskurides ebenso wie später Hildegard von Bingen preisen die Heilkraft der Rose vor allem in Zusammenhang mit ihrer kühlenden und adstringierenden Wirkung  (also bei Verschleimungen, Schweiß, Unruhe, Gefäßschwäche und Störungen der Sinnesorgane, besonders der Augen). Bachs 37. Bachblüten Wild Rose (Rosa canina), steht für innere Teilnahmslosigkeit und Antriebslosigkeit, weil man die Hoffnung auf Besserung seiner Situation aufgegeben und resigniert hat.

Die Rosa Gallica Officinalis, die Urmutter der Duft- und Arzneirosen, pflanzte ich erst ein Jahr später in das Nord-Zentrum des großen Heilgartens. Ich setzte die unscheinbaren Rosenpflänzchen Ende Februar und bereits im ersten Jahr vervielfachten sie ihre Größe und brachten reiche Blüte mit magentaroten, halb gefüllten Kelchen, die einen unsagbar weiblichen, betörenden Duft verströmen.

In meinem Garten sitzen sie umgeben von der Kamille – ein herrliches Bild in weiß und pink – und so ist der Norden des Gartens durch und durch königlich !

Im ersten wie im zweiten Jahr wagte ich nicht, dieser stolzen, ausladenden Deva den Schmuck zu rauben. Vielmehr verbrachte ich Stunden damit, die blütenschweren Zweige aufzubinden, hunderte abgeblühter Kelche zu schneiden, den Wurzelbereich frei zu halten und zu nähren. Nicht nur ihre Dornen bringen mich dazu, mit äußerster Konzentration und Vorsicht an ihr zu arbeiten: Alles an ihr ist integer und in sich selbst tragend – ein Moment der Unaufmerksamkeit, und schon sind die beiden Knospe links und rechts unter der Blüte verletzt, verwirren sich die akribisch geordneten Fiederblätter, knickt eine voll entfaltete Blüte unter ihrem eigenen Gewicht. Die Rose nimmt mich ganz in Bann, durchtränkt mich mit ihrer Sinnlichkeit und Erhabenheit und fordert im Gegenzug alle Aufmerksamkeit.
So war für mich auch nicht schwer zu erkennen, daß die ersten beiden Jahre dem Ankommen, dem Raumnehmen gelten sollten. Doch in diesem dritten Jahr war es so weit: Die Königin rief geradezu nach der Verewigung ihrer Pracht.

Drei Anläufe brauchte es: Ganz nach den althergebrachten Regeln der Rosenernte war ich zweimal an den heißen Sommertagen früh morgens um fünf in den Garten gegangen, ausgestattet mit meinen Sammelkörben, die ich mit weißem Leinen ausgelegt hatte, und mit einer blitzblanken Rosenschere. Ich setzte mich zu den herrlichen Stauden, die in den ersten, goldenen Sonnenstrahlen des Morgens leuchteten und ließ mich einnehmen von der ausladenden Pracht der Gallica.
Doch der Regen der vorangegangenen Woche hatte den Königinnen einen wesentlichen Teil ihres Duftes geraubt, die ätherischen Öle ausgewaschen. Noch hatte die schöne Wilde ihre Aura nicht voll wieder entwickelt und ich mußte unverrichteter Dinge wieder gehen.

Am dritten Tag nach dem Regen dann – am letzten Seminartag der Praxiswoche Destillation – ging ich am späten Nachmittag des sonnensatten Tages noch einmal hinunter zu den Rosen. Der Tag war unglaublich voll gewesen und ich fühlte mich ziemlich erschöpft. Und als ich den letzten Schritt in das Rosenfeld hinein trat und das leuchtende Magenta in all meine Sinne einbrach, wußte ich: Jetzt ist der Moment gekommen !
Die Apothekerrosen versahen mich ad hoc mit der Ruhe und Konzentration, die es brauchte, die tausend Dinge (und Menschen), die auf mich warteten, beiseite zu lassen, und während ich die schweren, weit geöffneten Duftpaläste Blüte um Blüte schnitt, erfüllte mich eine tiefe Freude, eine satte, feierliche Passion. Das Wesen der Rose erfüllte den ganzen Raum, schuff eine triumphale Freude, eine lustvolle Feierlichkeit, in der jede schwache, trübe Gesinnung vollständig verblasste.

Mit fünf prall gefüllten Körben magentaroter Fülle kam ich zur Destille.
Auch hier eine Premiere – denn Rosen werden nicht in der Kolonne destilliert sondern direkt im Kessel der Alambique.
In Windeseile hatte Fabian alles vorbereitet, so daß ich mich ganz der Befüllung der Kupferdestille widmen konnte. Samtweich und himmlisch zart glitten die Rosenblüten durch meine Finger hinab ins Wasser, über und über war der Platz erfüllt von diesem einzigartigen Duft.
Das Feuer loderte, das Wasser im Kessel begann zu rauschen, die Deva der Gallicarose erhob sich in ihrer ganzen weiblichen Macht. Wie in einem Rausch, in einer von Lust und Sinnlichkeit strotzenden Kathedrale  stolzer Anmut verrichtete ich mein Werk wie von fremder Hand geführt.
Es war schwer, die Seminarteilnehmer fern zu halten von diesem heiligen Raum, denn die magische Anziehungskraft der Deva füllte jeden Winkel Aditis.

Opalisierendes Destillat rann in die Fläschchen, alle Wunden, alle Schatten, körperlich wie feinstofflich wurden zu einer vagen Erinnerung in diesem wogenden, satten Sinnestanz.

Nun ist es vollbracht: Die ursprünglichste aller Duft- und Heilrosen, die Rosa Gallica ist zum Spirit geworden.
Und wie immer, enthält unser Destillat das Hydrolat MIT dem ganzen Anteil ätherischer Öle.
Die erste Charge ist kostbar und sehr begrenzt – vielleicht bekommst Du noch ein Fläschchen hier:

In der Wildheit Aditis gediehen, in der Natürlichkeit unserer Anbau- und Destillationsweise gewonnen, gibt es nun ein oberfränkisches Rosenwasser, das sich mit Leichtigkeit messen kann mit den Rosenwässern der bulgarischen Täler und der türkischen Anhöhen.
Rosenwasser aus deutscher Produktion – welch Kostbarkeit !

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Rosenduft hilft bei Kummer, Enttäuschung, Liebeskummer, Traurigkeit, bei Angstzuständen und depressiven Verstimmungen. Er kann bei allen emotionalen Störungen, bei körperlicher und geistiger Müdigkeit und Burn-Out-Problemen sowie bei permanentem Stress hilfreich sein.

In der Ärztezeitung heißt es zur Rosa Gallica Officinalis: In der französischen Volksmedizin war die Rose ein wichtiges Heilmittel bei Halsschmerzen und Durchfall. (…) Den Blütenblättern der Apothekerrose wird eine adstringierende, stärkende, anregende und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Sie sollen als Mundspülung bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum helfen. Heute wird hauptsächlich das ätherische Öl angewendet, etwa als Bestandteil von Salben für rissige und entzündete Haut. In der Aromatherapie soll Rosenöl entspannen und die Stimmung heben.